Merry Christmas, Mr. Lovecraft

On Christmas Eve we softly sink to rest
(H.P. Lovecraft: Old Christmas)

Lovecraft war ein Materialist durch und durch, das ist nichts neues. Er war naturwissenschaftlich gebildet und ein Atheist. Oft trifft man bei ihm eine zu seinen übrigen Ansichten entgegengesetzte Haltung an, die überraschend ist. Dazu zählt auch sein Verhältnis zu einem der wichtigsten Feste des Christentums: Weihnachten. Wie kann es sein, dass ein Mann wie Lovecraft das Weihnachtsfest sehr schätzte, es sogar, wie es bisweilen scheint, vielleicht sogar liebte?

Die Frage lässt sich vielleicht unter zwei Aspekten beantworten. Zum einen war Lovecraft ein der Tradition verpflichteter Mensch. Das führt zum zweiten Aspekt, dem Umgang mit der eigenen Vergangenheit. Beides vermischt sich hier. Weihnachten bedeutete für ihn wohl mehr als nur das Verteilen und Empfangen von Geschenken oder das Beisammensein mit Freunden, was er allerdings sehr mochte, wie man in einem Brief aus dem Dezember 1925 an Lillian Clark lesen kann, in dem er eine Weihnachtsfeier mit seinen Freunden in George W. Kirks Buchladen beschreibt. Es bedeutete für ihn auch das Bewahren einer für ihn sehr wichtigen Erinnerung, die an seine Kindheit, seinem Goldenen Zeitalter. Man kann es vielleicht mit einem Zitat aus Axel Hackes neuem Buch „Alle Jahre schon wieder“ auf den Punkt bringen: „Ich liebe diese Zeit, auch wenn sie noch so anstrengend sein mag. Weihnachten ist für mich das Fest der Sehnsucht nach der Kindheit: nach dem kindlichen Glauben, dass die Welt eigentlich schön ist und heil. Es ist der Versuch der Erwachsenen, sie wenigstens für einen Abend oder für zwei, drei Tage noch einmal schön und heil zu machen.“

Ohne Zweifel hätte Lovecraft, wenn auch unter gewissen  Vorbehalten, dem Kern dieser Aussage zugestimmt. So erinnert sich sein Freund W. Paul Cook in seinen Erinnerungen an Lovecraft (in: In Memoriam Howard Phillips Lovecraft, 1941) an den „Gefühlsausbruch“ („his outburst“) als sie gemeinsam am alten Anwesen der Familie Angell Street 454 vorbei gingen. Lovecraft, so Paul Cook weiter, träumte davon, eines Tages dieses Haus zurückzukaufen, ebenso wie die Bücher, die aus der Familienbibliothek wegen der angespannten finanziellen Situation veräußert werden mussten. Auch Sonia H. Davies berichtet in ihren Erinnerungen an Lovecraft (The Private Life of H. P. Lovecraft, 1948 bzw. vollständig erstmalig 1985), wie sehr er den Verkauf des alten Anwesens  beklagte. Er sei anfangs oft dorthin gegangen und habe sich auf die Stufen der Veranda gesetzt, denn „Das war sein Zuhause!“ („THAT was is home!“).
Lovecraft muss oft an die Zeit gedacht haben, denn er genoss hier alle Freiheiten, die ein phantasievoller und intelligenter Junge hätte haben können. Selbst trotz des im Hintergrund dräuenden Schattens der Erkrankung seines Vaters, konnte der junge Lovecraft alles tun und lassen, wonach ihm der Sinn stand und was seine Mutter zuließ. Sein geliebter Großvater Whipple Van Buren Phillips unterstützte die Grillen seines Enkelsohns, förderte seine Talente und gestattete ihm die Benutzung der Familienbibliothek. Der junge Lovecraft durchstreifte den Dachboden des Anwesens und entdeckte dort im Jahr 1902 das Buch „Geography of the Heavens“, ein Astronomiebuch seiner Großmutter, erschienen etwa Mitte des 19. Jahrhunderts. Dieses Buch, so wird er später sagen, hat seine lebenslange Faszination für die Astronomie mitbegründet und letztlich war es diese Faszination, durch die Lovecraft auch zu dem Schriftsteller geworden ist, den wir heute schätzen.

Es ist bekannt, wie sehr Lovecraft an der (virtuellen) Vergangenheit hing, insbesondere die des 18 Jahrhunderts, die er idealisierte. Wie nun auch verständlich ist, war seine persönliche Vergangenheit immer ein weiteres virtuelles Rückzugsgebiet, das er sich bewahren wollte. Man neigt besonders  in der Weihnachtszeit zu einer gewissen Nostalgie und auch Lovecraft war nicht frei davon. Er erzählte seiner Frau Sonia H. Davies von den Weihnachtsabenden in der Angell Street 454. Man versammelte sich zusammen mit den Dienstboten im Wohnzimmer und sang gemeinsam Weihnachtslieder. Danach übergab Whipple Phillips jedem von ihnen als Weihnachtsgeschenk einen Umschlag mit einem Scheck. Er wünschte jedem persönlich frohe Weihnachten. Für den jungen Lovecraft ein Paradies. Er hatte diese Familienfeiern geliebt („How happy I used to be at these family gatherings!“). Man kann es sich geradezu vorstellen, wie die Familie Phillips den Weihnachtsabend verbrachte. Der Großvater im Sessel, den Enkel bei sich. Er erzählt ihm eine Geschichte, draußen ist es kalt. Nebenan wird das Essen aufgetragen. Dann geht es zu Bett und Young Lovecraft denkt an seine Geschenke. Wer weiß das schon, aber mir persönlich gefällt die Vorstellung.

Wie Lovecraft nun seine Weihnachtsfeste verbracht hat, können wir kaum sagen. Ich kann nur auf drei Zeugnisse zurückgreifen. Es ist außerordentlich schwierig, an Informationen zu kommen, insbesondere an Informationen aus erster Hand. Die Editionslage der Briefe ist nicht zuletzt aufgrund ihrer Masse sehr schwierig. Zu den bekannten Ausgaben der Selected Letters des Arkham House Verlags, kommen die zahlreichen Zitatstellen aus verschiedenen Monografien, Essays und Erinnerungen. S. T. Joshis monumentale Biografie ist an erster Stelle zu nennen, dicht gefolgt von dem inhaltlich eher fragwürdigen Werk von Lyon Sprague de Camp. Beide haben in der John Hay Bibliothek der Brown Universität die Handschriften und Briefmanuskripte einsehen und studieren dürfen. Im Gegensatz zu Joshis Werk taugt de Camps Biografie vor allem als Lieferant für Zitate.

Ferner gibt es lohnende Ausgaben aus dem Verlag Hippocampus Press (Letters to Alfred Galpin; Letters to Rheinhart Kleiner), eine repräsentative Ausgabe der Briefe aus New York bei Nightshade Books, sowie die autobiografischen Briefe in der Sammlung „Lord of a Visible World“. Ferner gibt es eine Ausgabe des Briefwechsels mit Robert E. Howard und dessen mit August Derleth. Diese Bücher sind allerdings nur zu ziemlich absurden Preisen zu haben. Von der Sammlung der Selected Letters taucht gelegentlich ein exemplar auf und bisher kann ich hier nur auf Nummer I und III zurückgreifen. Diese Ausgaben, gemeint sind Selected Letters I -V, geben auch nur einen Querschnitt wieder, wie es alle mir bekannten Briefsammlungen Lovecrafts tun (können).

So berichtet Lovecraft in dem bereits erwähnten Brief an seine Tante Lillian Clark vom 26. Dezember 1925 aus New York, dass er und seine Freunde sich in George W. Kirks Chelsea Bookshop am 23.12.1925 abends getroffen haben. Die Mitglieder des KALEM Clubs hielten dort eine kleine private Weihnachtsfeier ab, bei der James F. Morton den Weihnachtsmann spielte und jedem ein kleines Geschenk aus einem 10 Cent Store zusammen mit einem kleinen Gedicht überreichte. Lovecraft bekam eine Schneekugel, die er in seinem Brief sogar gezeichnet hat. In der Kugel befand sich die Miniatur eines verfallenen Schlosses, das seine Dunsanianische Fantasie anregte. Das kleine Geschenk hat ihn sehr begeistert, denn er beschreibt es ausführlich und lobt Mortons Volltreffer. Ferner lobt er Kirks Kaffee, der unter den KALEMs geradezu legendär war.

Gegen 2 Uhr morgens endete das Treffen und Lovecraft arbeitete in dieser Nacht bis 3.30 Uhr. Man stelle sich eine kalte Nacht in Brooklyn vor, das Licht in der Clinton Street 169 ist noch an und Lovecraft schreibt noch etwas, sieht nach draußen und vielleicht fällt leichter Schnee, zumindest in der kleinen Kugel, deren Gebäude für ihn eher ein Überbleibsel des  alten Atlantis darstellt.

Am nächsten Tag, dem 24.12.1925 kam ein Paket seiner Frau Sonia an, darin enthalten einige Hemden und eine „exquisite“ Krawatte. Der Nachmittag des nächsten Tages gehörte einer kleinen Weihnachtsfeier unter Freunden im Hause Frank „Sonny“ Belknap Long, wo er auch Everett McNeil und Samuel Loveman traf. Es wurden Geschenke überreicht und die Festtafel war reich gedeckt. Nach dem Essen, zum Nachtisch wurde ganz traditionell Plum-Pudding und Minzkuchen aufgetragen, gab es noch einige Überraschungsgeschenke aus einer gewaltigen Socke, aus der sich jeder Gast neun Kleinigkeiten (nicht Ringe) nehmen durfte. Lovecraft „zog“ unter anderem Rasierseife, eine Nagelfeile und ein Maßband heraus, was ihn zu einem kleinen Witz veranlasste. Wäre er, so bereichtet er Tante Lillian, unterwegs verhaftet worden, so hätte die Polizei mit Sicherheit geglaubt, er habe ein Woolworth oder Kresge Warenhaus ausgeraubt.

Man traf sich noch einmal im Weihnachtszimmer und spielte ein kleines Spiel, dessen Preis eine Box mit Schokolade war. Es ging hier um das Erraten bekannter Werbung aus beliebten und populären Magazinen. 25 Werbeanzeigen wurden gezeigt und zu Lovecrafts nicht geringem Erstaunen, kannte er die meisten, obwohl er kein Leser solcher Magazine war. Eigentlich hatte er nicht an dem spiel teilnehmen wollen, wurde aber überzeugt und gewann. Großzügig wie immer bot Lovecraft der Gesellschaft von seiner gewonnenen Schokolade an, wurde aber von Mrs. Long davon überzeugt, seinen Preis für sich zu behalten, da eine große Schale mit Schokolade auf dem Tisch stand. Nach diesem kleinen Spiel ging die ganze Gesellschaft ins Kino. Es gab zwei Westernfilme, deren Titel Lovecraft leider nicht nennt.

Nach einem gemeinsamen Abendessen verabschiedete man sich gegen 23.30 Uhr. Lovecraft blieb in dieser Nacht noch bis um 4 Uhr morgens wach und naschte bei seiner Schreibtischarbeit von der exquisiten Schokolade.

Einem anderen Brief aus dem Dezember 1929 an James F. Morton entnehmen wir, dass Lovecraft, bereits wieder in Providence wohnend,  seine Tante Annie Gamwell zu einem traditionellen Weihnachtsessen nach Downtown Providence ausführte. Viel ist in diesem Brief leider nicht mehr zu erfahren, aber Neffe und Tante zeigten sich schockiert über die baulichen Veränderungen, die man an der Altstadt von Providence vornahm.

Der Literaturwissenschaftler R. Alain Everts zitiert in seinem Aufsatz „Der Tod eines Gentleman: die letzten Tage Howard Phillips Lovecrafts“ (In: „Der Einsiedler von Providence“, Suhrkamp 1992) aus einem Brief von Annie Gamwell an August Derleth aus dem Jahr 1937) wie sehr Lovecraft diese frohe Stimmung dieser Zeit geliebt hatte.Er habe es sich im Dezember 1936 trotz schwerer Krankheit nicht nehmen lassen, das Haus weihnachtlich zu schmücken, wie er es all die Jahre vorher gemacht habe. Auch Hazel Heald berichtet August Derleth 1937, dass Lovecraft ihr in allen Einzelheiten den Baum und den gesamten Weihnachtsschmuck im Hause beschrieben habe.

Sein besondere Wertschätzung für das Weihnachtsfest findet auch ihren literarischen Nachschlag. So ist sein längstes einzelnes Gedicht ein Weihnachtsgedicht, das im Dezember 1918 im Tryout erschien: „Old Christmas“, ein 332 Zeilen langes Gedicht im Stil des 17. Jahrhunderts, der Epoche von Königin Anne II. Lovecraft beschwört hier einen Weihnachtsabend in England in entsprechender Diktion der damaligen Zeit. Lovcraft gelingt es hier ein dichtes atmosphärische dichtes Bild zu zeichnen. Es vereinen sich hier die Motive der Sehnsucht auf zweierlei Weise. Zum einen wieder einmal die Sehnsucht nach einer (idealisierten) Vergangenheit, zum anderen das mit allen  Sinnen erlebbare Fest, welches er mit allen poetischen Mitteln zu beschreiben sucht, getreu seinem Diktum, eine unheimliche Geschichte habe Atmosphäre zu erzeugen und im Leser ein Gefühl zu erwecken. Nicht ohne Nostalgie gedenkt Lovecraft hier wohl auch seiner eigenen Vergangenheit in der Angell Street 454. (Es wäre schön, hier mittels eines Links das gesamte Gedicht zu präsentieren, damit man Lovecrafts gelungenes Gedicht auf sich wirken lassen könnte, denn nach Meinung einiger Kritiker ist es, bei aller leicht übertriebenen Treue zu alter Diktion und Versmaß, ein wirklich anspruchsvolles und sorgsam konstruiertes Gedicht. Doch leider existiert kein Link dazu, der Text ist meines Wissens nach nicht verfügbar. Falls jemand dennoch einen Link findet, möge er darauf hinweisen und sich meines Danks sicher fühlen.)

In späteren Jahren schrieb Lovecraft seinen Freunden und Verwandten immer wieder sehr persönliche kleine Weihnachtsgedichte. In der Sammlung „The Ancient Track – The Complete Poetical Works Of H. P. Lovecraft“ finden sich 112 verschiedene Weihnachtsgedichte an Freunde und Verwandte. Da es sich hier nur um die überlieferten Texte handelt, mag es sein, dass er wesentlich mehr geschrieben hat. Jedes kleine Gedicht, meist Vierzeiler in Paarreimen, ist sehr persönlich. Sie sind sehr herzlich, geradezu „herzenswarm“ wie S.T. Joshi sagt und oft mit einer Reminiszens an gemeinsame Erlebnisse oder Interessen. Es sind schöne, persönliche Gelegenheitsgedichte, um dem Empfänger eine Freude zu machen. Gewiss sind nicht alle dieser kleinen Gedichte von hohem literarischen Anspruch, aber sie zeigen wieder die Bedeutung, die das Weihnachtsfest auch in literarischer Sicht für Lovecraft hatte. Er nutzt die Gelegenheit eines Briefes oder einer Grußkarte, um ein kleines persönliches Geschenk in Form eines Gedichts zu überbringen.

Aus quasi auch berufbedingten Gründen möchte ich eins dieser kleinen Gedichte hier zitieren. Es ist an George Kirk adressiert, dem Besitzer des Chelsea Bookshops (s.o.).

Since Chelsea is old SANTA’S very home,
I trust he’ll call before he starts to roam,
And find in KIRK a worthy youth to crown
With all the fame that MOORE of old laid down!

Das vielleicht schönste Weihnachtsgedicht schrieb Lovecraft um 1920. Es erschien ebenfalls im Tryout. Es spricht ganz und gar für sich:

Christmas

The cottage hearth beams warm an bright,
The candles gaily glow;
The stars emit a kinder light
Above the drifted snow.

Down from the sky a magic steals
To glad the passing year,
And belfries shake with joyous peals
For Christmastide is here!

Zum Schluss möchte ich ein Zitat aus oben dem erwähnten Aufsatz von R. Alain Everts vorstellen, das Lovecrafts ganz eigenes Verhältnis zum Weihnachtsfest beschreibt. Es stammt von seiner Tante Annie Gamwell, der letzten lebenden Verwandten Lovecrafts und der letzten Überlebenden der Familie aus dem Jahr 1939. Es findet sich in dem erwähnten Suhrkampband auf Seite 187 und reicht als Schlussbemerkung aus.

„Howard liebte die Weihnachtsfestlichkeiten & er & ich waren zusammen so fröhlich & festlich gestimmt. Er wollte immer einen Baum haben & war ein echter Weihnachtsmann & kümmerte sich um den  ganzen Schmuck. Er sagte zu mir, ich solle schlafengehen & überraschte mich am Morgen mit der ganzen Schönheit des Baumes & den Geschenken. Jeden Abend saß er lange im Kerzenschein des Baumes & erzählte von den glücklichen Zeiten – bis schließlich der Baum weggeworfen werden musste.“

Frohe Weihnachten.

Mirko Stauch, für das Team von Cthulhus Ruf

15 Gedanken zu “Merry Christmas, Mr. Lovecraft

  1. Ein sehr schöner Beitrag! Vor allem das Weihnachtsgedicht gefällt mir sehr gut.
    Dazu eine Anmerkung: Laut Wikisource ist der Titel des Gedichts „Christmastide„. Dementsprechend steht selbiges  auch im letzten Vers, nicht „christmas“; dann passt das Metrum auch. 😉
    Nochmals danke für den Bericht!
    Frohe Weihnachten!

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  2. Mirko

    Oh, in der Tat: Christmastide…So muss es richtig sein. Der Titel allerdings ist korrekt laut http://www.hplovecraft.com. Ob ich allerdings falsch aus „The Acient Track“ abgeschrieben habe, weiß ich nicht. Das Buch ist daheim und ich bin auf der Arbeit, wollte mich aber umgehend für den Hinweis und die netten Kommentare bedanken.
    Ist ja mein erster Artikel hier und ich freue mich, wenn euch der Artikel gefällt. Bin schon etwas nervös…

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  3. ramicki

    Vielen Dank für diese interessanten Informationen! Ich habe schon immer gerne Geschichten von Lovecraft gelesen und bin begeistert von deren unheimlicher Atmosphäre.  Vor Jahren habe ich mich auch mal oberflächlich mit dem Autor und seiner Biographie beschäftigt. Ich frage mich, warum ein Mann mit solch einer düsteren Fantasie Weihnachten so schön findet. Brauchte er es als Ausgleich zu seinen düsteren Gedanken, oder liegt unter der Oberfläche von Weihnachten etwas Verborgenes, Altes, Unaussprechliches…?

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  4. Wunderbarer Artikel! Auch von mir vielen Dank dafür.
    Ein kleine Frage habe ich jedoch: „unterstützte die Grillen seines Enkelsohns“ ist eine Redewendung die ich noch nie gehört habe. Was genau meinst Du damit?

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  5. Macthulhu

    Ja…. sehr schön habs grad mit Genuss gelesen… Danke Mirko 🙂 … noch mehr ums Thema „Lovecraft“ himself wünsche ich mir nicht nur zu Weihnachten in diesem unserem Blog …. toll

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  6. Mirko

    @ DrStrangelove
    Unter einer „Grille“ verstand man eine „Laune“, „fixe Idee“  oder einen „sonderbaren Einfall“. Ein Begriff, der seit dem Ende des 17. Jahrhundert und noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts (z.B. Hesse) gebräuchlich war.  Eine ausführliche Erläuterung bietet das Deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm. Endlich auch online verfügbar, einfach mal googlen.
    Lovecrafts Großvater Whipple Phillips hat seinem Enkel eine Menge ermöglicht und seine phantasievollen „Grillen“ in jeder Hinsicht gefördert. Er erzählte ihm oft Gruselgeschichten, unterstützte seines Enkels Forscherdrang und erlaubte ihm die Benutzung der umfangreichen (und alten) Familienbibliothek.
    Gruß

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  7. F. F.

    Einer der schönsten Artikel, den ich je über Lovecraft gelesen habe! Aber es ist traurig, dass hier schon wieder De Camps wunderbare Biografie über Lovecraft niedergemacht wird – wieder ohne jede Begründung. Ist es Ihnen bewusst, dass S. T. Joshi der erste (oder einer der ersten) war, der auf dieses Buch losging? Ist es Ihnen bewusst, dass Joshi auf De Camps Pionierarbeit seine unglaublich ermüdende Biografie aufbaute? Ist es Ihnen bewusst, dass die Kritik an Joshi immer vernehmbarer wird, so macht er viele Fehler, bekämpft andere Meinungen, lobt die Werke seiner Freunde, auch wenn sie wirklich zweitranig sind (etwa Les Daniels, Pulver, Pugmire), bekämpft aber die Autoren, die er nicht leiden kann bis hin zu persönlichen Beleidigungen (etwa King, Lumley, Barker) … So beschimpft er August Derleth, weil der Lovecraft quasi als sein Eigentum ansah, tut aber selbst nichts anderes. Lesen Sie mal die Meinungen auf Amazon.com und in diversen englischsprachigen Foren (etwa The Eldritch Dark).  Sie plappern fremde Meinungen wieder, ohne das Thema wirklich zu kennen (so haben Sie die Biografie von Joshi offenbar noch nicht gelesen). Das alles ist nicht in Ordnung. Bitte, denken Sie einmal darüber nach, mein geschätzter Herr Stauch …

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  8. Hallo Mirko und Hr. Festa, mir liegt das Thema wirklich am Herzen und wenn ihr euch wie vernünftige Erwachsene austauschen könnt, dann dürft ihr das gerne hier im Blog machen.
    Kontroverse Diskussionen sind hier immer gern gesehen.

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  9. Mirko

    Vielen Dank für das Lob und die Kritik, Herr Festa. Ich möchte kurz den Teil kommentieren, der sich auf meine Kritik an de Camp bezieht. Wie jeder weiß, bin ich de Camps Biografie gegenüber eher ablehnend eingestellt. Das hat jedoch Gründe, die ich mit S.T. Joshi teile. Etwas gefiel mir beim Lesen nicht, die Biografie erschien mir doch etwas oberlehrerhaft, tadelnd, erbsenzählerisch, unvollkommen. Das aber führe ich auf die Lektüre der Ausgabe aus dem Ullstein Verlag zurück, die ich 1990 gelesen habe. Die war nicht vollständig und so besorgte ich mir unter erheblichem Aufwand und nicht ohne geringe Kosten eine englische Ausgabe und hatte dennoch dasselbe Gefühl. Damals also stand meine Meinung bereits fest, ohne dass ich weitere umfangreiche Werke hätte konsultieren können. „Der Einsiedler von Providence“ erschien erst 1992, Rottensteiners Buch „Über H.P. Lovecraft“ hatte ich damals noch nicht.
    Gut, mag sein, dass ich der viel gelobten de Camp Biografie in Punkten Unrecht angetan habe, aber es sprechen auch viele Punkte für meine Vorbehalte, auch wenn sie von der Joshi-Fraktion her genährt werden.
    Mir ist durchaus aufgefallen, dass mittlerweile auch Joshis Biografie ihre Kritiker findet, aber wie es auf Eldritch heißt, vielleicht ist meine Sichtweise auf Joshi auch ein Stück weit „Hero-worship“. Diesen Vorwurf lasse ich mir gern gefallen.
    Nun gehört es offenbar zu HPL und seinen Scholars, dass sie kontrovers sind, man denke da nur an August Derleth. Meiner Meinung nach ist auch diese Debatte noch nicht beendet, denn trotz aller Eingriffe und „Verfälschungen“, bleibt Derleth der Mann, dem zu verdanken ist, dass es HPL „noch“ gibt. Das gilt auch für de Camp. Ohne seine Biografie, die ihre Mängel hat, das muss man zugeben, wäre HPL wieder ein wenig mehr in Vergessenheit geraten. Und wir dürfen nicht vergessen, dass Joshis primäre Motivation, sich so intensiv mit HPL zu beschäftigen und viel für das Werk HPLs zu tun, die Biografie de Camps war. Da möchte ich durchaus relativieren: ohne de Camp kein Joshi.
    Es ist in der Tat auffallend, wie sich Joshi „seinen“ Lovecraft zurecht bastelt und verteidigt, aber wenn ich das richtig sehe, tun wir das doch alle, nicht wahr?
    Joshi scheint so etwas wie die Generalinstanz der Lovecraft-Kritik geworden zu sein und er hat viel gearbeitet, das darf man nicht vergessen und das ist ihm anzurechnen. Natürlich bemerken wir, dass er sich auch zu merkwürdigen Äußerungen hinreißen lässt, wie im Interview mit Yog-Radio, und dennoch sehe ich ihm das nach. Natürlich hat er nicht die Wahrheit gepachtet, denn es gibt keine Wahrheit, nur Interpretationen der „Realität“. Joshis Verdienst ist nicht von der Hand zu weisen! Aber, so muss man hinzufügen, er wurde motiviert durch de Camp.
    Ferner gebe ich zu, dass Joshi eine ganz andere Ausgangsposition hat. Es liegen 20 Jahre und eine Menge Material zwischen seiner und de Camps Biografie. Dazu hatte Joshi prominente Unterstützung, u.a. Mosig und Shea. Da hatte er einen Vorteil gegenüber de Camp, der auch für Joshi Pionierarbeit geleistet hat.
    So zugespitzt das hier formuliert ist, so geht dem doch eine intensive Beschäftigung mit der Materie voraus und ich weise entschieden den Vorwurf zurück, ich würde nur etwas „nachplappern“! Ich „plappere“ nicht nach, ich positioniere mich.
    Herrn Festas Kritik motiviert mich dazu, künftig noch gründlicher zu arbeiten und sogar de Camps Biografie noch einmal zu lesen, mit dem Versuch dies vorbehaltlos zu tun. Vielleicht können wir uns auf eine Zwischenposition einigen und beide Biografien als je eigenständigen Dienst an dem Mann zu sehen, für dessen Werk und Andenken wir uns bemühen: unseren Howard Phillips Lovecraft.

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  10. F. F.

    Lieber Herr Stauch, danke für die ausführliche Antwort und dass Sie Ihre Einstellung einmal überdacht haben. Ich habe erst hinterher bemerkt, dass mein Eintrag eventuell aggressiv klingt, er war aber gar nicht böse gemeint. Auch bin ich mit S. T. Joshi gut bekannt, wir arbeiten auch in Zukunft zusammen,  ich wollte seine Arbeit nicht niedermachen, nur Sie um Unbefangenheit bitten … Nochmals: Der Artikel ist wirklich sehr gut. Danke!

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