Krankheiten sind etwas Universelles. So unterschiedlich Menschen auf aller Welt sein mögen, ihre Körper funktionieren doch alle gleich, und daher ist ein jeder – von einigen jeweiligen Ausnahmen von Resistenzen und Immunitäten abgesehen – auch vor der Krankheit gleich. Die moderne westliche Medizin stützt sich auf diese Annahme, um überhaupt funktionieren zu können.
Doch wenn es an das für den Mythosforscher immer besonders interessante Feld der psychischen Erkrankungen geht, beginnt diese Säule ins Wanken zu geraten. Zwar verweisen wir mit Stolz darauf, die biochemischen Prozesse des Hirns zu enträtseln, welche unser Gefühlsleben bestimmen, und so auch diese Sphäre des Menschen im Geiste der Wissenschaft gezähmt zu haben – aber noch immer kratzt ein kleiner, bösartiger und unerklärbarer Dämon an dieser schützenden Hülle:
Das Phänomen der „Kulturgebundenen Syndrome“.
Als kulturgebundenes Syndrom (engl. Culture-bound syndrome, kurz CBS) werden in der Medizin und Anthropologie psychische oder somatische Symptome bezeichnet, die auf eine bestimmte Gesellschaft oder Kultur beschränkt sind. Biochemische Ursachen oder Organveränderungen sind dabei nicht nachweisbar. In anderen Kulturen ist das Krankheitsbild unbekannt.
Die Bandbreite an Symptomen ist dabei sehr vielfältig und umfasst sowohl Verhaltensstörungen als auch beeinträchtige Körperfunktionen. Ob nun die vom „Bösen Blick“ getroffenen unter grundlosen Weinkrämpfen, Schlafstörungen oder Erbrechen leiden, Inuit sich in „Arktischer Hysterie“ nackt im Schnee wälzen, eigentlich friedliche malaysische Männer ohne erkennbaren Anlass in einen mordenden „Amok“ verfallen, oder die vom „Windigo“ besessenen Algonquin-Indianer sich von ihren Stammesmitgliedern töten lassen, ehe sie dem unstillbaren Hunger nach Menschenfleisch nachgeben müssen – es handelt sich um real „funktionierende“ Krankheiten, deren Ursachen die Schulmedizin nicht finden kann und die nur innerhalb ganz bestimmter Kulturkreise auftreten.
Dieser Link zu der „University of Minnesota Duluth“ ist eine gute Ausgangsbasis für eure eigenen Nachforschungen über das faszinierende Phänomen der Kulturgebundene Syndrome. Und wer weiß – vielleicht findet ihr ja, statt euch für Aberglaube oder Medizin zu entscheiden, eine dritte, noch viel unaussprechlichere Erklärung für diese Vorfälle?
Bleibt gesund!